Das Wetter und seine Propheten
Das Prophezeien des Wetters ist seit Menschengedenken ein grosses Thema. Der Versuch des Menschen, das Wetter in eine logische Abfolge oder einen Rhythmus zu bringen, beschäftigt sie bis heute. In der Innerschweiz und besonders im Muotathal hat es eine lange Tradition. Unser erster Wetterprophet, von dem man weiss, wohnte ganz hinten im Bisisthal und lebte im 18. Jahrhundert. Damals wurde die Natur genau studiert: Pflanzen, Bäume, Winde und Tiere. Später begann man, die klösterlichen Wetteraufzeichnungen aus mehreren Jahrhunderten zu studieren. Es wird bis heute noch gesucht und gerechnet, ob es Wiederholungen gibt. Auch der hundertjährige Bauernkalender wird immer wieder konsultiert, gilt aber nicht als verlässlich.Mittlerweile gibt es moderne Wetterstationen mit Satellitenaufzeichnungen, welche von Wissenschaftlern mit Hilfe von Computerprogrammen interpretiert werden können. Heute kann das Wetter auf dieser Basis bis zu maximal fünf Tagen voraus gesagt werden.
Das Wetter ist momentan weltweit ein Thema wegen des feststellbaren Klimawandels und den zunehmenden Katastrophen durch Hurrikane, Erdbeben, Hochwasser oder Dürre. Das Voraussagen des Wetters hat dadurch an Aktualität gewonnen. Natur verbundene Urvölker wie z. B. Indianer oder Inuits, aber auch Bauern auf der ganzen Welt waren schon immer gute Wetterpropheten: Sie mussten die Sprache der Natur verstehen lernen, um ihre Ernten und somit das Überleben zu sichern. In unserer Freizeitgesellschaft ist die ursprüngliche Bedeutung von Wetterprognosen kaum mehr bekannt. Sie dienen nur noch dazu, die Leute zu informieren, ob Aktivitäten wie Sport, Wandern, Openair Kulturanlässe, Grilladen im Garten und Ähnliches möglich sind.
Der «Meteorologen-Verein Innerschwyz» wurde 1947 im Muotatal gegründet, damals noch unter dem Namen «Katholischer Meteorologen-Verein Innerschwyz». Als ob die Wettervorhersagen etwas mit Kirche, Papst oder Übernatur zu tun hätte! Einer der Gründe für die Entstehung des Vereins war das Aufkommen des Radios und die Befürchtung, dass das Prophezeien des Wetters und somit die sorgfältigen Naturbeobachtungen verloren gehen würden, wenn alle nur noch den Bericht im Radio hören würden. Spätestens mit der Erfindung des Fernsehens bewahrheitete sich jenes Misstrauen.
Die Protagonisten dieses Filmes – die Innerschwyzer Meteorologen, genannt auch «Muotathaler Wätterschmöcker» – stehen ein für die alte Tradition des Wetterprophezeiens, aber auch für ihre Naturverbundenheit und ihren Humor. Sie sind zwischen 5 und 50 Jahren aktiv im Verein tätig und stellen jeweils für ein halbes Jahr(!) ihre Prognosen. Diese werden von einer Jury anhand ihrer täglich gemachten Wetteraufzeichnungen ausgewertet: Mit Hilfe eines Punktesystems werden die jeweils drei pro Monat gemachten Voraussagen bewertet. Da aber die Prognosen nicht immer ganz eindeutig formuliert sind, kommt es an der Auswertungs-Sitzung öfters zu intensiven bis hitzigen Diskussionen.
Die Wetterpropheten glänzen durch ihr breites Wissen und die amüsanten Einlagen an den halbjährlichen Versammlungen, an denen der neue Wetterkönig auserkoren wird. Bis über 700 ZuschauerInnen aus der ganzen Schweiz nehmen an diesem Ereignis teil. Der Verein wächst von Jahr zu Jahr und zählt heute über 2500 Mitglieder. (Für zehn Franken Mitgliederbeitrag erhält man zweimal pro Jahr die Prognosen per Post sowie an beiden Versammlungen ein kostenloses Nachtessen.) Das Interesse am Verein ist so gross wie noch nie zuvor, sowohl beim Publikum als auch bei den Medien.